Bökelberg

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Sonntag, 23. November 2014

Nachmittag mit offenen Fragen

Borussia unterliegt zuhause der Eintracht aus Frankfurt mit 1:3. Die zweite Niederlage in der Bundesliga in Folge. Nach der beeindruckenden Serie von 18 Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage nun also gleich zwei am Stück. Mit 20 Punkten steht man zwar immer noch recht komfortabel in der Tabelle da, und eigentlich ist eine Heimpleite gegen stark spielende Hessen auch kein Beinbruch, aber...

...was für Lehren kann man aus dieser Partie ziehen? Einige! Es fällt auf das Borussia nicht so stabil ist wie viele "Experten" dies herbeigeschrieben haben. Die Tatsache alleine ist nicht weiter dramatisch. Lautet doch die Saisonvorgabe die erneute Teilnahme am europäischen Geschäft, sprich Platz 6 (plus x). Keiner würde sich beschweren wenn am Ende ein Platz in der Königsklasse herausspringt. Man ist also von den eigenen Ansprüchen keinesfalls meilenweit entfernt. Eine schwächere Phase innerhalb der Saison ist völlig normal. So mancher "Fan" gestern im Stadion mag das wohl ein wenig anders sehen. Zugegeben habe ich mich auch geärgert über das Spiel gestern. Als Fan möchte man seine Mannschaft gewinnen sehen. Man möchte schönen Fußball sehen, viele Tore und am Ende drei Punkte für unser Team. Kann nicht immer klappen und in den letzten Jahren (speziell vor der Rückrunde 2011) ist mit "nicht immer" eigentlich "so gut wie nie" gemeint. Wenn allerdings die feine Gesellschaft auf den Rängen, die den Borussia-Park gestern zu einem neuerlichen "ausverkauft" gebracht haben und vor 3 Jahren offensichtlich noch nie ein Spiel der Borussia live verfolgt, geschweige denn von einer Sportart namens Fußball gehört haben, mehr als fragwürdige Kommentare zum Geschehen auf dem Rasen abgeben und in Scharen das Stadion ab der 75. Minute verlassen, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Sätze wie "Die sollen absteigen mit so einer Leistung" ist da noch das harmloseste. An alle die, die meinen nach ein paar guten Spielen sei es irgendwie "hip" oder "in" sich für einen echten Borussen zu halten und nach den ersten Misserfolgen ihre auswendig gelernten Stammtischparolen raus zu feuern, denen sei gesagt: bleibt doch lieber zuhause und mäht euren Rasen, wascht euer Auto, füllt von mir aus die GEZ-Unterlagen aus. Aber kommt nie wieder in den Borussia-Park!

Zum Spiel selber nun noch ein bis zwei Sätze. Es ist leider so, das ein Martin Stranzl das sensible Gebilde in der Abwehr eindeutig zusammen hält. Fehlt er, bekommt die Mannschaft Probleme. Hinzu kommt, das ein Oscar Wendt auf der Position des Linksverteidigers einmal mehr überfordert war. Schlechtes Stellungsspiel, schlechte Zweikampfquote. Leider nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit. Vielleicht wäre eine Variante mit Dominguez auf links und Roel Brouwers in der Innenverteidigung die bessere Lösung gewesen. Zumal die Eintracht die linke Seite als Schwachstelle schnell ausgemacht hat und viele Angriffe der Hessen über diese oftmals sträflich offengelassene Zone fuhren.

Das dann an einem Tag wie gestern vieles zusammen kommt sieht man daran wie die Tore zum 1:2 und 1:3 fallen. Den Schuss des Frankfurter Angreifers pariert der bis dahin wieder einmal starke Yann Sommer noch, aber der Abpraller fällt Alex Meier direkt vor den Schlappen und braucht die Kugel nur noch über die Linie zu schieben. Das Sommer dann auch mit einem dicken Bock das 1:3 verschuldet weil er das Spiel schnell machen will, dabei aber den Ball den Frankfurtern direkt in die Füße spielt, ist bitter aber verschmerzbar. Trotzdem kein größerer Vorwurf an der Schlussmann denn  der Schweizer spielt bis hierhin eine tadellose Saison. Shit happens.

Unter "Shit happens" kann man den Fauxpas des anderen Schweizers Granit Xhaka sicherlich nicht einordnen. Das Xhaka ein kleiner Hitzkopf ist war vorher schon bekannt. Das er das gestern auch wieder unter Beweis stellen musste, das hätte es sicher nicht gebraucht. Erst aus Frust den Ball weghauen und dafür gelb zu sehen ist zwar ärgerlich aber da kann man noch sagen ok. Nur eine Minute später wie ein Berserker einen Frankfurter im Mittelfeld völlig ohne Not umzupflügen und folgerichtig gelb-rot zu sehen ist dann schon mit verlaub sehr dämlich.

Es gilt jetzt für die Borussia, diese bis hierhin sehr intensive Hinrunde zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen und sich nicht von dem leichten Abwärtstrend anstecken zu lassen. Weder auf dem Rasen noch auf den Rängen. Am Donnerstag geht es ja zum Glück schon weiter in Villarreal. Dort kann man die Möglichkeit nutzen, zuletzt eingebüßtes Selbstvertrauen wieder herzustellen.

Samstag, 4. Oktober 2014

Nachtzug, Schifffahrt, Anker-Pils - Reisebericht Zürich


Da mit fortschreitendem Alter möglichst angenehme Anreisen zu Spielen von mittlerer bis großer Entfernung bei unserer Reisegruppe erwünscht sind, bot der Nachtzug ab Düsseldorf um 23.13 Uhr am Mittwoch Abend eine gute Alternative zu den beiden Entlastungszügen, welche sich Donnerstag früh auf den Weg Richtung Schweiz machten. Und zu meiner Überraschung gibt es bei der (deutschen) Bahn sogar noch Zugbegleiter, die Fußballfans nicht von vornherein wie den letzten Abschaum behandeln. Denn die Zugbegleiterin präsentiert sich uns freundlich, zuvorkommend und witzig! Und das beste daran: sie bietet uns ein kostenloses "Upgrade" an. Wir durften von unseren reservierten Schlafkomfortsitzen umziehen in ein eigenes Schlafabteil. So ein Angebot lehnt man natürlich nicht ab. So teilt sich nach ein paar Absacker-Bierchen die Gruppe zunächst auf in die schlafsuchende und in die weitertrinkende Sektion. Letztere gönnt sich bei einem einstündigen Aufenthalt um 3 Uhr morgens in Mannheim noch einen kapitalen 1 kg- Döner als Betthupferl. Was für den Moment nach einer Spitzenidee klingt, selbiger jedoch nach einem späteren wie soll ich sagen "Wiedereintritt in die Erdatmosphäre" verlangt, wurde vielleicht nicht ausreichend im Voraus bedacht.
Denn hier kommt das Hotel ins Spiel. Ankunft in Zürich um 8.45 Uhr, Check-In im "EasyHotel" erst um 15 Uhr möglich. Der Versuch zumindest ein Zimmer früher zu beziehen (was pro Zimmer 20 Franken extra kostet) scheitert kläglich daran, das der "Early-Check-In" frühestens um 13 Uhr vollzogen werden kann. Frage an der Rezeption: "Habt ihr in der Lobby eine Toilette?"
Antwort:"Nein!" Frage an einige Mitstreiter an sich selbst: "War das nächtliche Mannheim-Deluxe-Menu immer noch eine gute Idee?" Antwort (etwas gequält): "Geht so!"
Immerhin gibt es ein Schließfach im Hotel für 5 Franken wo das Gepäck verstaut wird und man seinen Weg zumindest vom äußeren Ballast befreit fortsetzen kann. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof dann die Erlösung. In einer Shopping-Mall gibt es (kostenlose) Toiletten und die angeregte Darmflora kann sich wieder entspannen! Und der Supermarkt ein paar Meter weiter lädt ein zum Nachtanken der Biervorräte und das sogar für relativ angenehme 10 Franken für das (eisgekühlte) Six-Pack.



Auch das Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel weiß mit 8,40 CHF für 24 Stunden zu überzeugen und wir machen uns auf den Weg zum Zürichsee. Eigentlich nur um dort etwas zu verweilen und bei schönem Panorama ein paar Kaltgetränke am Ufer zu verzehren. Beim Anblick der Schiffe die ständig an- und ablegen keimt der Wunsch auf, vielleicht eine kleine Rundfahrt auf dem See in betracht zu ziehen. Während einer sich nach dem Preis erkundigt und alle anderen schon damit rechnen das es wahrscheinlich um die 20 CHF kosten wird, die nächste Überraschung. 1 1/2 Stunden auf dem See für schlappe 8,20 CHF. Einstimmiger Beschluss: Machen wir! Und die nächste Überraschung sofort hinterher. Bei Besitz eines Tagestickets für die öffentlichen Verkehrsmittel halbiert sich der Preis nochmals. Ein Traum! Alle Mann an Bord. Und selbst an Bord noch ein kleines Wunder: wir dürfen unsere mitgebrachten Getränke problemlos verzehren! Was will man mehr?




Nach dieser kleinen Rundfahrt stand auch schon der nächste Programmpunkt auf dem Plan. Um 14 Uhr sollte eine kleine Führung durch das neu eröffnete Vereinsmuseum des FC Zürich stattfinden mit anschließendem Spaziergang zu einigen historischen Orten der Clubgeschichte. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Initiator jener kleinen Zeitreise. Saro Pepe, seines Zeichens Leiter des Vereinsmuseums und Archivar des FCZ merkt man in jedem Moment an, das er seinen Club tief im Herzen trägt. Er erzählt mit totaler Leidenschaft und viel Herzblut einiges über die Geschichte des FCZ, kleine kurzweilige Anekdoten und macht diese Führung wirklich zu einem unvergesslichen Erlebnis. Es geht um Pokale, Trikots, Spieler, Trainer und legendäre Spiele. Beim anschließenden kleinen Rundgang durch die Stadt sind historische Orte wie der Tabakladen des ehemaligen langjährigen Präsidenten Naegeli, der Helvetia-Platz wo die Titelfeiern stattfinden und das allererste Stadion des FCZ (der Utogrund) im Fokus. Da der Utogrund (Luftlinie übrigens ca 400 m vom Letzigrund entfernt) keine Umkleidekabinen besaß in früheren Zeiten, musste sich die Mannschaft im 50 m neben dem Stadion gelegenen Café Hubertus umziehen, Dort sollte die kleine Gruppe von Interessierten auch im Anschluss einkehren um Bier (0,5 Liter Anker-Pils für wirklich faire 6 CHF) und Wurstplatten mit Brot (aufs Haus) zu genießen!








Nach diesem erhellenden Nachmittag sitzt man gesellig zusammen im Biergarten des Hubertus und tauscht sich aus. Einige entscheiden sich dazu, sich zum Marsch zu begeben, die anderen bleiben im Schatten des Letzigrund-Stadions zur weiteren Einnahme von kühlen Getränken. Das der Marsch sicherlich beeindruckend war möchte ich nicht abstreiten, aber einmal in unmittelbarer Nähe des Stadions verspüren einige doch eher wenig Lust quer durch die Stadt zu fahren um dann 4 km wieder zurück zu laufen.

Über das Spiel selber braucht man glaube ich keine großen Worte zu verlieren. Das wurde an anderer Stelle bereits zu Genüge getan. Nur soviel: 2 Punkte wurden liegen gelassen bei der Vielzahl an Chancen. Immerhin blieb man weiterhin ungeschlagen. Die Stimmung war soweit ok. Das bei ca 8000 mitgereisten Borussen nicht jeder so mitmacht, wie er könnte ist bei solch einer Masse nicht verwunderlich. Im großen und ganzen war es trotzdem ein stimmungsvoller Abend im Letzigrund vor 18.400 Zuschauern. Was aber auch daran lag, das die Heimkurve im Gegensatz zum Ligabetrieb die Möglichkeit hatte, auch mal gegen Gästefans anzusingen. Über die Pyroshow von beiden Seiten möchte ich eigentlich keine Diskussion lostreten. Ich persönlich finde es nach wie vor sehenswert auch wenn es viele gibt, die hier eine andere Meinung vertreten. Nichts desto trotz ist es nun mal ein Bild der Kurve gewesen am Donnerstag Abend und wird demnach auch ordnungsgemäß hier dokumentiert.





Auch die anschließende obligatorische Blocksperre war mit 30 Minuten angenehm kurz gehalten und die durchweg entspannt agierenden Ordner und Polizisten sorgten für einen problemlosen Abmarsch vom Stadion. Im allgemeinen wurde einem in der Schweiz von allen Seiten sehr herzlich gegenüber getreten und auch das machte den Aufenthalt bei den Eidgenossen zu einem durchweg tollen Erlebnis. Eine Wiederholung vielleicht mal gegen einen anderen Schweizer Club ist also durchaus erwünscht. Nach dem Kür in der Europa-League folgt am Sonntag aber wieder der "Business as Usual". Bundesliga gegen Mainz 05 bevor es danach mal wieder in eine der (für mich überflüssigen) Länderspielpausen geht. Grüezi!

Sonntag, 14. September 2014

Lieblingsgegner


Zieht man ein kurzes Fazit nach den ersten sechs Pflichtspielen dann kann man durchaus mit dem bisher erreichten zufrieden sein. Weiter im Pokal, Einzug in die Gruppenphase der Europa-League und nunmehr 5 Punkte in der Liga. Bei Bekanntgabe des Spielplans war jedem eigentlich klar, das gerade mit den Spielen gegen den VfB Stuttgart und beim SC Freiburg zwei Gegner auf die Borussia zukommen, die für uns ungefähr so griffig sind, wie ein nasses Stück Seife! Traditionell sind es immer Rübenspiele gewesen. In den letzten 10 Begegnungen zuhause gegen die Schwaben nur ein Sieg, unter Lucien Favre noch kein Punktgewinn im Schwarzwald. Nein, sie liegen uns nicht die Ligakonkurrenten aus dem Süden. Von daher konnte man mit den 2 Punkten ganz gut leben. Und nun nach der "Saure-Gurken-Zeit" kommen die Spiele die es in sich haben. Zunächst gegen den Champions-League-Teilnehmer Schalke und nächste Woche das Spiel wo es nur heißen kann: VERLIEREN VERBOTEN!

Das die Blauen aus dem Ruhrgebiet der Borussia eigentlich gerade im heimischen Stadion als Gegner immer eine dankbare Aufgabe sind, hat sich in den letzten Jahren so entwickelt. So wie man als Borusse jahrelang nach Gelsenkirchen gefahren ist und schon eine Woche vorher wusste "das gibt ne Klatsche" fahren mittlerweile die Schalker äußerst ungern zu ihrer Auswärtsaufgabe in den Borussia-Park. Und auch am gestrigen Abend sollte sich das gute Feeling auf der einen und das Magengrummeln auf der anderen Seite wieder bestätigen.
Verschweigen möchte man an der Stelle zwar nicht, das der S04 nicht in Bestbesetzung in das Spiel gegangen ist. Draxler und der "Hunter" nur auf der Bank und eine neu formierte Abwehr sind nicht die besten Voraussetzungen um gegen eine spielstarke Borussia zu bestehen. Trotzdem kann man doch stark die Einstellung in Punkto Einsatz und Zweikampfverhalten anzweifeln. Aber was zerbreche ich mir den Schalker Kopf?

Das Spiel der Fohlenelf ist eine Augenweide. Schnelles Umschaltspiel, schöne Tore und die Erkenntnis das die Neuzugänge alle ins Mannschaftsgefüge passen und die Qualität des Kaders nach oben schrauben! Besonders hervorzuheben ist Yann Sommer. Der Keeper zeigt nach etwas durchwachsenen Leistungen zuvor gestern das was ihn ausmacht. Tolle Präsenz und gute Paraden. Für mich verdient sich der Schweizer die Bestnote.

Doch nach so einer Partie wie gestern darf man nicht in Selbstzufriedenheit verfallen. Schon gar nicht wenn am kommenden Sonntag der nächste "Lieblingsgegner" wartet. Das am Donnerstag noch der Auftakt in die Gruppenphase der Euro-League gegen den FC Villarreal daher kommt, ist vor dem Derby zwar nicht der Optimalfall, aber das darf keine Ausrede sein. Emotional das wichtigste Spiel der Saison, das auf keinen Fall verloren werden darf. Denn eine Niederlage im Derby ist nur schwer wieder gut zu machen.

Sonntag, 24. August 2014

Ochsentour - Kleines Reisetagebuch Sarajevo

Dienstag 19.08.2014, 5.53 Uhr, Essen HBF

Nach Sarajevo auf dem Landweg anzureisen, und dann noch mit dem Zug. Da würde so mancher sagen das man nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Andererseits gab es ja genug Borussen die ebenfalls auf verschiedene Arten den Landweg nahmen ( 9er Bus, Reisebus, PKW). Da ich persönlich lange Fahrten im Reisebus verabscheue weil man eingepfercht sitzt und keine Möglichkeit hat sich ein wenig zu bewegen geschweige denn einigermaßen vernünftig eine Toilette zu benutzen wann man will, kam eigentlich nur der Zug in Frage. Ich habe auch kein Problem mit dem Flieger, aber man durchquert einfach so viele interessante (und wunderschöne) Länder, von denen man die Eindrücke einfach nur aufsaugen kann. Das man gleich zu Beginn der Tour schon zu schwitzen anfängt liegt mal wieder an unseren Freunden der deutschen Bahn. Der ICE nach München rollt bereits mit 10 Minuten Verspätung ein. Unter normalen Bedingungen sollte eine Stunde Umsteigezeit in München ja reichen. Da aber aufgrund eines Triebwagenschadens der Zug bis Frankfurt nur mit maximal 160 km/h fahren konnte, schmilzt diese eine Stunde auf knappe sechs Minuten zusammen. Egal, geschafft! Anschlusszug erreicht. Weiter geht es von München nach Zagreb!


Und auf diesem Teilstück zeigt sich die Landschaft schon von ihrer besten Seite. Eine traumhafte Strecke durch Österreich über Salzburg, Faak am See und Villach. Egal wo man aus dem Fenster sieht, man kann sich an den Bergen nicht satt sehen. Dann geht es durch Slowenien über Ljubljana bis nach Zagreb immer am Fluss entlang. Die Kamera steht nicht mehr still.


Durch die romantische Streckenführung und die humorvolle Zusammensetzung der fünf Mann starken Reisegruppe vergeht die Zeit relativ schnell. Ein paar Bierchen und ein Füllhorn voll von dummen Sprüchen und auch interessanten Gesprächen helfen ungemein, das Sitzfleisch bis Zagreb problemlos durchhalten zu lassen. Also in Kurzform: Grenzübertritt nach Kroatien, Stempel in den Reisepass, 20.53 Uhr Ankunft in Zagreb. Hotel, Kneipe, Pivo (Bier), Hotel, duschen, schlafen. Erster Tag vorbei!


Mittwoch, 20.08.2014, 9.18 Uhr, Zagreb HBF

Teil 2 der Reise beginnt. Unsere Reisgruppe bekommt Zuwachs. Drei Mann die mit dem Nachtzug aus München anreisen, gesellen sich dazu. Dieser Teil der Reise war auch bis eine Woche vor Abfahrt ein Sorgenkind. Schweres Hochwasser und Überschwemmungen verhinderten noch eine Woche zuvor eine direkte Verbindung nach Sarajevo, so das man ab Banja Luka auf den Bus hätte ausweichen müssen. Aber durch kurze Korrespondenz per E-Mail mit der kroatischen und bosnischen Bahn konnte aber geklärt werden, das der Zug wieder durch die betroffenen Gebiete fahren kann. Die Wagen der bosnischen Bahn muss man sich so vorstellen wie die deutsche Bahn vor 20 Jahren. Alt, abgeranzt aber immer noch komfortabel genug, um einigermaßen bequem in die bosnische Hauptstadt zu gelangen. Was mich allerdings ein wenig beunruhigt ist die offene Zugtür, die ich kurz nach der Abfahrt in Zagreb entdecke. Fahren mit der bosnischen Bahn, immer eine sichere Sache! (Das entsprechende Video dazu findet ihr auf der Facebook-Seite)

Der Zug prescht mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit durch das Land. Die Strecke von ca 450 km legt er in Rekordzeit von 9 Stunden und 45 Minuten (Verspätung mit eingerechnet) zurück. Das Wetter wird immer besser und die Temperatur klettert auf 27 Grad. Beim Grenzübergang zu Bosnien und Herzegowina macht der Zug eine etwa halbstündige Pause welche durch einen Lokwechsel und die Passkontrolle zustande kommt. So steht man also auf dem Bahnsteig, auf der anderen Seite der Bretterverhau welcher sich Grenzposten nennt und die Sonne scheint auf dankbare Zugfahrer. Ein Grenzpolizist erkennt, das ich ein T-Shirt der Metalband GWAR trage und wir kommen ins Gespräch. Er erzählt mir das er selber Schlagzeuger in einer Metal-Coverband ist. Was sie so für Zeug spielen (Metallica, AC/DC, Slayer usw.), fragt nach unserem Verein und outet sich selbst als Fan von Partizan Belgrad. Zum Abschluss gibt´s von ihm noch nen Tipp wo es die besten Cevapi in Sarajevo gibt. Ich versuche es mir zu merken und "drohe" ihm damit, das wir wieder kommen würden, falls der Tipp sich als Reinfall erweist. Dann folgt das übliche. Stempel in den Pass und ab dafür. Willkommen in Bosnien und Herzegowina!


Ach ja hatte ich schon erwähnt das es auch in Bosnien jede Menge Landschaft gibt? Wir fahren also nun in etwa durch den Teil der Welt wo sich seinerzeit Winnetou und Old Shatterhand in den Karl-May-Filmen Blutsbruderschaft schworen. Ein Fluss, dem man das vor kurzem erlebte Hochwasser noch ansieht. Jede Menge Müll hängt noch in den Bäumen und Sträuchern des Flussufers. Hohe Berge, zerklüftete Felsen und und und. Ein echtes Erlebnis. Der Zug walzt weiter durch die Prärie und dann auf einmal.....nach fast 10 Stunden.....Sarajevo!




Unglaublich. Ein tolles Gefühl. Angekommen! Man spürt die Strecke in den Knochen aber das macht keinem der Mitfahrer was aus. Man ist da. Das ist es was zählt. Vor dem Bahnhof befindet sich die Post. Also erstmal schnell etwas Geld tauschen. Die konvertible Mark hat den exakt gleichen Umrechnungsfaktor wie damals der Euro zur D-Mark. Das macht das Vergleichen von Preisen also relativ einfach. Deshalb merken wir auch erst einen Tag später, das wir vom Taxifahrer abgezockt werden, als dieser uns zum Hotel fährt. Wir löhnen den Preis der für unsere Verhältnisse günstig bis angemessen wäre und finden tags drauf heraus, das wir etwa das das vierfache vom Normalpreis hingelegt haben. Ich meine ich will mich nicht aufregen. Wir reden hier über umgerechnet ca 10 Euro (durch 4 also 2,50 Euro pro Nase). Naja sei´s drum. 
Der Tipp des Grenzers und der Tipp eines Kollegen was die besten Cevapi angeht sind deckungsgleich und so sitzen wir am Mittwoch Abend bei milden 20 Grad in der Altstadt und verzehren wirklich die mit Abstand besten Cevapcici die ich in meinem Leben je gegessen habe. Da hat der Grenzpolizist aber noch mal Glück gehabt!

Donnerstag, 21.08.2014, Sarajevo

Wenn man keine Eile hat, kann man den Tag in Ruhe beginnen. Das heißt ausschlafen, gemütlich frühstücken und dann in Ruhe die Stadt erkunden. Die Altstadt weiß durchaus auch im hellen zu gefallen. Und der historischste Ort der Stadt grenzt direkt an eben jene: Die Lateinerbrücke!
Die Steinbogenbrücke über die Miljacka ist auf den ersten Blick eher unscheinbar. Dennoch jährte sich dieses Jahr zum 100. Mal der Tag, der den 1. Weltkrieg auslöste. Als Gavrilo Princip am 28.Juli 1914 den Erzherzog Franz Ferdinand am Nordende der Brücke ermordete, wurde diese Brücke zu einem der größten historischen Orte der Weltgeschichte. Geschichtsstunde beendet!


Wer ein wenig bekloppt ist (und das erwartet man ja quasi von Fußballfans), macht natürlich auch noch das alternative Sightseeing. Heißt also es gibt ja noch mehr als nur einen Fußballclub in Sarajevo. Um genau zu sein sind es insgesamt 4. Neben dem Gegner der Borussia sind dort noch der FK Željezničar Sarajevo, Olimpik und Slavja. Erstgenannter spielt in dem äußerst sehenswerten Stadion Grbavica. Das Stadion bietet 20.000 Zuschauern platz und ist insofern bemerkenswert, weil es im Bosnienkrieg genau zwischen den pro-bosnischen und pro-serbischen Lagern stand. Es wurde in diesem Konflikt aber nur wenig beschädigt. Jedoch sieht man rund um das Gelände noch deutlich die Spuren des Beschusses in den Häuserwänden.
Eine ca 10 minütige Busfahrt vom Stadtzentrum aus bringt uns an den Ort des Geschehens und wir haben schon wieder Glück, das wir das Stadion problemlos betreten können. Zwei Männer die gerade mit der Pflege des Rasens beschäftigt sind, gewähren uns Einlass um einige Schnappschüsse von dem zwar alten und heruntergekommenen aber trotzdem charmanten Ground machen zu können. Besonderer Blickfang ist die alte Dampflokomotive die mitten auf der Gegengerade steht. Eine Erinnerung daran, das der Verein damals von den Eisenbahnern Sarajevos gegründet wurde.






Nach dieser netten Abwechslung musste so langsam mit der spieltechnischen Vorbereitung begonnen werden. Also erst wieder in die Altstadt was gegessen, dann zum Hotel, Schal schnappen, Taxi rufen und ab zum Fantreffen. Dort angekommen stellt man fest das die Staatsgewalt schon sehr präsent ist. Durch einen Metalldetektor gelangt man in die abgesperrten Partyzone. Man hört von dem einen oder anderen das die Polizei die Stadt räumt weil es langsam zu gefährlich wird und es wohl schon kleinere Scharmützel gab. Man schüttelt also ein paar Hände, schnackt ein wenig hier und da aber dann ziehe ich mich in die angrenzende Kneipe zurück da mir die Musik nach ner halben Stunde dermaßen auf die Nerven geht. Nichts für ungut, Geschmäcker sind verschieden aber ich muss nicht Helene Fischer im Herzen von Sarajevo hören. 
Nach ein paar Pivo geht es auch schon los im geschlossenen Marsch Richtung Stadion Asim Ferhatovic Hase! Also zum Olympia-Komplex von 1984. Der Marsch durch die Stadt scheint auch den Einheimischen zu gefallen. Der Tross bewegt sich friedlich und singend durch die Straßen und ist ein gefragtes Fotomotiv für die zum Stillstand gekommenen Autofahrer und Passanten.



Dann endlich das Spiel. Die Warterei, das Vorgeplänkel vorbei. Endlich Fußball. Europa hat uns wieder. Für Sarajevo ist es das Spiel des Jahres. Entsprechend motiviert sind Fans und Spieler. Die Mitmachquote auf der Gegenseite ist beeindruckend. Jeder (und ich meine wirklich jeder) in der gegnerischen Kurve singt und hopst und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Die gut 1.000 mitgereisten Borussen geben zwar alles aber kommt akustisch nicht gegen diese Stimmgewalt an. Wenn das Stadion überdacht wäre, der Geräuschpegel hätte eine andere Dimension erreicht. Auch die Choreographie "Hellcome To Sarajevo" ist ein Hingucker. 
Der Spielverlauf dürfte ja schon hinreichend thematisiert worden sein. Daher hier nur ein kurzes Fazit: gegen einen stärkeren Gegner wäre die Borussia noch mehr ins Schwimmen geraten. Fehler wie der von Yann Sommer und der Ballverlust vor dem 2:2 sollte sich die Mannschaft besser schnell abgewöhnen. Denn sonst kann es deutlich teurer werden als am Donnerstag Abend. 
Nach über einer Stunde Blocksperre dürfen dann auch die Borussen das Stadion verlassen. Die einen steigen direkt vom Gästeblock in den Bus und machen sich auf den Heimweg, die anderen bewegen sich zurück zum Fantreffen oder in die Stadt. 






Freitag, 22.08.2014, 6.30 Uhr, Sarajevo Zentraler Busbahnhof

Wie ja bereits schon erwähnt ist man als Fußballfan ja ein wenig bekloppt. Deshalb ist man auch verrückt genug am Freitag morgen auf das ausschlafen zu verzichten und den Zug um 10.46 Uhr zurück nach Zagreb zu nehmen. Nein man entscheidet sich für eine 9 Stunden Busfahrt um 6.30 Uhr um in Zagreb um etwa 16 Uhr einzutrudeln. Was könnte das für einen Grund haben? Richtig! Ein Spiel der kroatischen 2. Liga am Freitag Abend in Zaprešić (einem Vorort der kroatischen Hauptstadt). Anstoss 19 Uhr. Wie ebenfalls schon erwähnt ist eine Busreise nicht gerade meine favorisierte Möglichkeit, sich von A nach B zu bewegen, aber der Zweck heiligt die Mittel. Außerdem (ihr mögt es kaum glauben) gab es auch vom Bus aus wieder jede Menge Landschaft zu sehen. (Ich weiß so viel Landschaft ist auf die Dauer sicher schädlich)



Freitag, 22.08.2014, 19 Uhr, Zaprešić

Inter Zaprešić gegen Hrvatska Dragovoljac heißt die Partie von Interesse. Die Eintrittskarte ist ein simpler Kassenbon und kostet etwa 4 Euro. Außer uns haben sich noch ein paar weitere sich auf dem Rückweg befindende Borussen den Weg hier ins Stadion gefunden. Das Stadion hat eine schöne Tribüne, auf der Gegenseite ein paar Stehplätze für die Gästefans und fasst etwa 5.000 Zuschauer. Das spielerische Niveau ist überschaubar. Aber zum Glück gibt es eine Stadionkneipe wo einem als erstes schon von draußen deutsche Stimmen entgegenschlagen. Was ist hier los? Die Deutschen von denen ich weiß das sie da sind sitzen samt un sonders noch auf der Tribüne. Des Rätsels Lösung ist der Kegelclub Schwabsberg (Bundesligist!). Dieser tritt nach einer Woche Trainingslager in Zadar zu einem Freundschaftsspiel gegen den amtierenden kroatischen Kegelmeister Zaprešić an. Was es nicht alles gibt. Das Spiel ging übrigens 1:0 für Zaprešić aus. Die Sportart könnt ihr euch jetzt aussuchen!



Samstag, 23.08.2014, 6.50 Uhr, Zagreb Hauptbahnhof

Abfahrt Richtung Heimat. Der Zug ist voll mit Backpackern und es gestaltet sich etwas schwierig angemessen viel Platz für unsere kleine Reisegruppe zu finden. Wir sitzen im falschen Wagen und müssen diesen dann in Villach noch mal wechseln, da der Zug dort getrennt wird. Da wir aber Sitzplätze reserviert hatten, war es in Villach ein Genuss unser Abteil zu räumen und zwar sehr zum Unmut einiger Rucksacktouristen. Aber was kümmert es mich das die überdimensionierten Rucksäcke rausfliegen und die flip-flop-tragenden Besitzer knatschig sind! DB-Sitzplatzreservierung schlägt Interrail-Ticket mit 5:0! Auch auf der Rückfahrt (ich weiß: laaaangweilig) wieder Landschaft bis zur Besinnungslosigkeit. Zwischendurch noch mehr schlecht als recht mit der WDR-App die Bundesligakonferenz hören und kurz vor Wanne-Eickel HBF noch die Pokalauslosung im Sport1-Liveticker verfolgen und schwupp-die-wupp schon ist man um 21.35 Uhr an der Endstation angekommen. Kaputt aber glücklich. Eine tolle Tour geht zu ende. Gut das am Sonntag wieder Fußball ist!

Sonntag, 17. August 2014

Netter Nachmittag im Saarland



Ich weiß nicht ob es euch auch so geht aber bei der Auslosung zur ersten Pokalrunde hoffe ich ja immer auf Exoten, die nach Möglichkeit auf eigenem Platz spielen und nicht in größere Stadien wo man schon gefühlte 100 mal war ausweichen, oder auf Vereine wie letztes Jahr Darmstadt 98 oder in diesem den FC Homburg. Ex-Bundesligisten mit schönem eigenen Stadion wo die Borussia schon 20 Jahre oder länger nicht mehr zu Gast war. Die meisten werden wohl kaum beim letzten Bundesligaspiel des VfL in Homburg am 23.03.1990 im Waldstadion gewesen sein, als die Borussia durch ein Eigentor von Hermann und Tore von Hans Jörg Criens und Lothar Dittmer mit 3:1 als Sieger den Platz verließ und ein gewisser Oliver Bierhoff in der 86. Minute für Igor Belanov ins Spiel kam. Ich war mit meinen damals zarten 13 Jahren auch nicht vor Ort und muss nun diese Spielstatistik im Bundesliga-Archiv nachlesen. Das Stadion hat sich seit jener Zeit wohl kaum verändert. Die Spielklassen beider Mannschaften allerdings schon. Der FC 08 Homburg kickt mittlerweile in der Regionalliga Südwest. Und so ist Borussia natürlich ein gerngesehener Gast der das Stadion an einem milden Sommertag zur Gänze füllt und den Saarländern mit 17.000 Zuschauern ein ausverkauftes Haus beschert (am 26. Spieltag der Saison 89/90 waren es übrigens 10.000 Besucher).

Groben Schätzungen zufolge sind ca 7.000 Borussen gekommen, um das erste Pflichtspiel der neuen Saison zu verfolgen. Und man merkt das die Leute richtig Lust auf diese Saison haben. Eine tolle Stimmung über das gesamte Spiel gesehen, was auch ein Homburg-Fan mir auf dem Rückweg anerkennend zu verstehen gibt und noch anfügt, er hätte sich ein wenig geschämt weil von seinen Jungs auf den Rängen dann doch eher wenig bis gar nichts rüber kam. Außerdem sei noch erwähnt das es mich gefreut hat, das durch die Lage des Waldstadions sogar die Sektion Stadionverbot in der Lage war, das Spiel im Wald an einem Abhang stehend zu verfolgen. Ist ja schließlich nicht verboten im Wald zu stehen.


Doch nun zum sportlichen Teil des Tages. Pokal ist ja immer eine etwas zähe Nummer. Es knackt und quietscht noch ein wenig im spielerischen Getriebe. Das man ein neuerliches Pokalaus in Runde 1 wie letztes Jahr in Darmstadt unbedingt vermeiden wollte, davon war zunächst wenig zu sehen. Trotz des frühen 1:0 durch Neuzugang Andre Hahn war Borussia zwar feldüberlegen aber mit viel Ballgeschiebe doch recht ideenlos. Und als Stegerer für den Viertligisten mit einem satten Schuss ausglich, kamen schon wieder schlimme Befürchtungen auf.
Gut das der VfL noch vor der Pause den Faden wieder fand und durch Hrgota in Führung ging. Und als kurz nach dem Seitenwechsel nochmals Hrgota das ganze auf 3:1 stellte, war die ganz große Anspannung dann auch raus. Am Ende ein glanzloser Sieg, was aber nicht wirklich dramatisch ist. Hauptsache weiter und gut.
Und auch noch das exakt gleiche Ergebnis wie vor 24 Jahren. Jetzt gilt es, dieses Spiel abzuhaken und sich voll auf Sarajevo zu konzentrieren. Das Spiel in Bosnien-Herzegowina dürfte für viele von uns auch eine gänzlich neue Erfahrung werden. Sowohl die Stadt als auch das Stadion. Denn das schöne an der Europa-League ist eben auch, das man Gegner bekommen kann die ihren Reiz darin haben nicht auf der ganz großen Fußball-Landkarte zu liegen!