Bökelberg

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Donnerstag, 4. Mai 2017

Fußball, Bier und Steaks! 2 Wochen unterwegs in Buenos Aires

Teil 1

Vorgeschichte

Eigentlich war der Wunsch nach Argentinien zu reisen schon lange ein Thema. Hatte man doch die eine oder andere Dokumentation gesehen, den ein oder anderen Artikel in diversen Fußball-Magazinen gelesen, den einen oder anderen gesprochen der schon mal da war. Konkret wurden die Reisepläne im April 2016, als mein Cousin von seinem Trip aus Buenos Aires zurück kam, wo er am Derbywochenende vor Ort viele tolle Erlebnisse hatte und vieles zu berichten wusste.
So tat ich mich mit zwei anderen guten Freunden zusammen und wir schmiedeten Pläne, um ebenfalls im nächsten Jahr um die Osterzeit rüber nach Argentinien zu fliegen. Nachdem der Spielplan im August veröffentlicht wurde, war klar das die Derbys wieder an einem kompletten Spieltag am Osterwochenende 2017 steigen würden. Das war der Startschuss um aus Plänen Nägel mit Köpfen zu machen. Mit etwas Glück buchten wir einen (für diese Strecke) wirklich günstigen Flug mit Zwischenstop in Madrid für ca 560 Euro. Somit fehlte nur noch eine entspechende Unterkunft. Diese fanden wir (zunächst) in Form einer kompletten Wohnung im Stadtteil Belgrano. Etwa zwei Monate vor Abflug kontaktierte mich jedoch der Besitzer der Unterkunft mit der Bitte, das gebuchte Appartment zu stornieren, weil es wegen dringender Renovierungsarbeiten nicht zur Verfügung stünde. Zum Glück fand ich ein gleichwertiges Appartment mit ca 80 qm im Stadtteil Almagro zu einem nur geringfügig teureren Preis. Dieses kostete uns pro Person für den kompletten Aufenthalt 330 Euro. Fixkosten für Flug und Unterkunft lagen somit bei unter 900 Euro. Ab jetzt hieß es nur noch warten auf den Abflug am 11.04.2017



 Die ersten Tage

Nach einer zwar anstrengenden aber insgesamt entspannten Anreise kamen wir am 12.04.2017 um 8 Uhr Ortszeit (Zeitverschiebung zur MESZ minus 5 Std) in Buenos Aires bei bestem Wetter an. Die Sonne strahlte und die Temperaturen waren selbst für diese frühe Tageszeit schon sehr angenehm. Es ist um diese Jahreszeit Herbst in Argentinien und die Sonne hat noch sehr viel Kraft. Die Laune konnte nicht besser sein. Mit dem Taxi ging es durch den dichten Berufsverkehr in die Stadt, was ca 45 Minuten dauerte. An der Unterkunft erwartete uns bereits unsere Vermieterin. Das Appartment war von der Lage her ein Glücksgriff. Zum einen hatte jeder seinen eigenen Schlafraum und somit auch etwas Privatsphäre, zum anderen war alles wichtige in maximal 3 Minuten zu Fuß zu erreichen (U-Bahn, Supermarkt, Bäckerei, Restaurant). Kurz frischgemacht un ein paar Einkäufe erledigt ging es auch schon Richtung Stadt um sich erstmal einen ersten Eindruck zu verschaffen. Also ab in die U-Bahn und hin zum Obelisken, dem Wahrzeichen der Stadt. Ein Platz der von uns in den kommenden Tagen noch öfter frequentiert werden sollte, einfach um dort in er Sonne zu sitzen und ein paar Bierchen (Quilmes) zu genießen.




Barracas Central vs Tristan Suarez (2:2; Primera B Metropolitana / 3. Liga)

Am selben Tag sollte auch gleich das erste Spiel dieser Reise folgen. Durch einen Freund hatte ich bereits einige Wochen zuvor Kontakt über WhatsApp mit einem einheimischen Sportjournalisten und Racing-Fan Namens Marcelo. Jemanden vor Ort zu kennen ist natürlich immer sehr nützlich, aber in dem Fall war es ein totaler Glücksfall. Zum einen ist Marcelo ein wirklich liebenswerter Zeitgenosse, der Fußball mit jeder Faser seines Körpers lebt, zum anderen ist er der englischen Sprache mächtig, was man von den wenigsten in dieser Stadt behaupten kann. Viele Argentinier meiden die englische Sprache was wohl immer noch mit dem Konflikt um die Falkland-Inseln (oder auch Islas Malvinas) zu tun hat. Wie auch immer sammelte Marcelo uns mit seinem Auto ein und es ging zum Estadio Claudio Chiqui Tapia. Das Stadion liegt Luftlinie ca 400 m weg vom Stadion des Erstligisten Huracan. Das Zuschaueraufkommen bei diesem Spiel war bestenfalls mäßig für eine Partie der 3. Liga aber der kleine Ground wusste irgendwie zu gefallen. Für den Auftakt keine wirkliche schlechte Wahl, denn so langsam machten sich die Reisestrapazen und der Mangel an Schlaf bemerkbar. Von daher war es gut nicht gleich ein Highlight zu haben am ersten Tag, welches man unter den Umständen vielleicht nicht richtig hätte genießen können. Überraschenderweise waren wir auch nicht die einzigen deutschen vor Ort. In der Stadionwirtschaft trafen wir auf eine Gruppe von 6 Leuten, größtenteils Union Berlin Fans, mit denen wir uns noch kurz austauschten. Alles in allem ein sehr gelungener Auftakt.





13.04.2017 Argentino de Merlo vs Deportivo Armenio 0:0 ( Primera C / 4. Liga)

Nachdem es am ersten Abend früh ins Bett ging, war man leider entsprechend früh wach. Die Zeitumstellung machte uns doch irgenwie mehr zu schaffen als erwartet. Zumindest 2 von 3 Leuten unserer Gruppe stand um 4 Uhr morgens der Sinn durch die Wohnung zu geistern. Wie kann man die Zeit sinnvoll nutzen? In dem man ein Bier trinkt. Nach MESZ ist es schließlich erst 23 Uhr. Da kann ein Quilmes keinesfalls schaden. Also wurde kurzerhand der Vorrat im Kühlschrank etwas reduziert und nach insgesamt 2 Litern hatte man auch wieder die nötige Bettschwere, um noch einmal für ca 3 Stunden die Augen zu pflegen. 

Eigentlich sollten an diesem Tag gleich 2 Spiele auf dem Programm stehen. Am frühen Nachmittag spielte Argentino de Merlo vs Deportivo Armenio und abends stand (eigentlich) das Copa Libertadores Match von River Plate vs Melgar auf dem Speiseplan. Zunächst mussten wir uns jedoch um Tickets für letzteres Spiel kümmern. Da es bei den beiden großen Clubs River und Boca traditionell schwierig mit Karten aussieht (bei River aber eigentlich eher was geht und Freunde von mir auch schon am Stadion bei der Barra Brava Tickets erstanden haben) hatte ich ein gutes Gefühl, das dies auch klappen sollte. Ein Irrtum, wie sich später herausstellte. Wir kauften die Karten also für 700 Peso das Stück am Stadion (zur Umrechnung 100 Peso = ca 6 Euro) und warteten darauf, das Marcelo uns mit dem Auto am Stadion von River abholt um mit uns gemeinsam nach Merlo zu fahren. Wir zeigten ihm unsere gekauften Tickets mit der Bitte um seine Einschätzung, ob diese echt seien. Er sagte uns, das sie echt aussehen und wir keine Probleme damit haben sollten. 
Das Stadion von Argentino de Merlo mit dem Namen Estadio Juan Carlos Brevia liegt etws ausserhalb von Buenos Aires. Mit dem Auto eine gute halbe Stunde Fahrtzeit über die Autobahn. Wie Marcelo uns erklärte ist diese Gegend nicht gerade die beste. Das Stadion verfügt zwar über eine funktionstüchtige Flutlichtanlage, jedoch ist es dem Verein polizeilich untersagt, seine Spiele am Abend, sprich bei Dunkelheit, auszutragen. Das sagt denke ich alles. Der Ground selber ist eine nette kleine Bruchbude (und das meine ich durchaus charmant). Die kleine aber feine Barra machte ordenlich Stimmung auf ihren Stehplätzen hinter dem Tor. Das wusste zu gefallen. Im Gegensatz zum Spiel selbst. Das hatte mit Fußball ziemlich wenig zun tun. Dementsprechend fiel auch das Ergebnis aus. Spaß hatten wir trotzdem.


Zurück am Stadion von River Plate sollten wir die erste (und auch einzige) große Enttäuschung unserer Tour erleben. Durch die ersten beiden (von insgesamt 4) Sicherheitsschleusen kamen wir noch durch mit unseren Tickets, bei der dritten und somit kurz vorm Ziel war dann aber Schluss. Unsere Karten waren Fälschungen. Kein Einlass, kein Doppler an diesem Tag, kein River Plate vs Melgar. 700 Peso in den Sand gesetzt. Wenn nicht mal ein so erfahrener Mann wie Marcelo mit ca 1300 Spielen auf dem Buckel diese Karten als falsch identifizieren kann, dann kann es keiner. Das Spiel musste ohne uns stattfinden. So nah und doch so fern. Der Frust darüber saß tief, aber auch der Entschluss, es eine Woche später ein zweites mal zu probieren.


14.04.2017 Huracan vs Arsenal de Sarmiento 1:2 (Primera Division)

Nach den ernüchternden Geschehnissen am Vorabend war der Ärger am nächsten Morgen ziemlich schnell verflogen. Neuer Tag, neue Motivation. Erstmal stand etwas Kultur auf dem Programm. Ein Besuch auf dem Friedhof "La Recoleta" am Garb der in Buenos Aires omnipräsenten Eva "Evita" Peron. Ihr Konterfei ist wirklich an jeder Ecke zu sehen. Auf Postkarten, Geldscheinen, Häusern. Selbst so lange nach ihrem frühen Krebstod mit nur 33 Jahren am 26. Juli 1952 ist sie für viele Argeninier immer noch sowas wie die Mutter der Nation. Nicht verwunderlich also das ihr Grabmal das meistbesuchte auf dem Friedhof ist und dort ständig frische Blumen oder Kärtchen mit perönlichen Worten zu finden sind. Das Grab selber ist für dise Verhältnisse eher schlicht aber dennoch ein Ort, den man mal gesehen haben sollte. Schaut man ins innere kann man zwei Särge sehen. In keinem dieser Särge liegt sie jedoch. Sie liegt ca 6 m darunter und ihr Grab ist mit einer Stahplatte versiegelt, da man nach der Überführung ihres Leichnams im Jahre 1976 Plünderungen oder Verwüstungen fürchtete.



Natürlich darf auch das kulinarische nicht zu kurz kommen und so machten wir uns nach dem Besuch bei Evita auf in den Stadtteil Palermo um uns dort mit Freunden die bereits seit einer Woche in Argentinien warenm zum Essen zu treffen. Im Restaurant "La Cabrera" kam für mich dann ein 800 Gramm Steak (ohne Beilagen) auf den Tisch, das wirklich vorzüglich war und das auch noch zu einem absolut fairen Preis von 350 Peso.



Derart gestärkt zogen wir los Richtung Estadio Tomas Adolfo Duco, der Spielstätte vom C.A. Huracan. Allerdings mussten wir vorher noch die Tickets besorgen. Hier war wieder mal unser Freund Marcelo sehr hilfreich, denn man muss sich vorher informieren, wann und wo es Karten zu kaufen gibt. Nicht immer ist es so, das es diese am Stadion gibt. Manchmal kann man sie nur in den Fanshops kaufen, manchmal am Vereinsheim (wie im Fall von Huracan z.B. am "Sede Social" das ca 1 km entfernt vom Stadion ist), manchmal nur einen Tag vor dem Spiel, manchmal nur am Spieltag selber. Es ist immer unterschiedlich. Aber dank Marcelo waren wir immer gut und rechtzeitig informiert. Das machte uns das Leben natürlich leichter.
Das Stadion von Huracan ist wirklich ein sehr schönes und beeindruckendes Gebäude. Von Marcelo erfuhren wir, das es früher wegen seiner luxuriösen Austattung wie z.B. bronzene Wasserhähne (von der heute nicht mehr viel übrig ist) "El Palacio" genannt wurde. Das Zuschaueraufkommen war auch hier eher mäßig. Legt man das Fassungsvermögen von knapp 50.000 zu grunde, so würde ich schätzen das dieses Spiel maximal 10.000 Besucher gesehen haben. Offizielle Zahlen gibt es darüber vom argentinischen Verband leider nicht. Trotzdem war es ein Erlebnis. Die Wandmalerei auf dem Weg zum Stadion zeigt eine argentinische Boxerlegende. Oscar "Ringo" Bonavena war Schwergewichtsboxer und zu seiner Zeit unter den Top Ten der Weltrangliste. Er verlor unter anderem einen Kampf gegen Muhammad Ali nur nach Punkten. Ringo war ein großer bekennender Fan von Huracan und trug auf seinen Kampfhosen im Ring immer das Wappen des Clubs. Deshalb war er natürlich gerade bei den Fans von Huracan äußerst populär. Ringo wurde allerdings im Jahre 1976 Opfer eines Mordanschlags in seiner Wahlheimat USA. Demzufolge soll er dort von dem Ehemann seiner Geliebten erschossen worden sein.





Zum Spiel bleicbt abschließend noch zu sagen das,hätten wir diese Partie ein Jahr zuvor gesehen, wir beinahe noch einen alten Bekannten von Borussia erlebt hätten. Federico Insua spielte bis zum Ablauf der vergangenen Saison nämlich noch für Arsenal, beendete seine Karriere aber nach dem Ablauf der Spielzeit. Nun ja, knapp vorbei ist auch daneben. Aber ein Wiedersehen mit einer Borussia-Legende stand noch aus. Davon beim nächsten mal mehr.
Wer zu beginn meines Berichtes aufgepasst hat müsste sich nun eigentlich wundern. Hatte ich doch am Anfang erwähnt, das am Osterwochenende der Derbyspieltag stattfinden sollte. Das bedeutet, das der Gegner von Huracan eigentlich San Lorenzo hätte heißen müssen. Das dem nicht so war liegt einfach daran, das man manche Dinge nicht beeinflussen kann in diesem Land. Und damit meine ich das organisatorische Chaos. Der Ligastart hatte sich aus politischen Gründen um knapp einen Monat verschoben. Und hinzu kam im Anschluss noch ein ca zweiwöchiger Spielerstreik. Das führte dazu das sich die Ansetzungen alle nach hinten verschoben und wir letztendlich froh waren, überhaupt Spiele sehen zu können. Naja was will man machen. Shit happens.

Fortsetzung folgt.......





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