Bökelberg

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Montag, 8. Mai 2017

Fußball, Bier und Steaks! 2 Wochen unterwegs in Buenos Aires - Teil 2

15.04.17: CA Independiente vs Atletico de Rafaela 1:1

Wenn man im Nicht-EU-Ausland unterwegs ist stellt sich immer früher oder später die Frage wie man an Geld, also Landeswährung, kommt. Auch in Buenos Aires hat man mehrere Möglichkeiten. Natürlich ist es mäöglich mit seiner Kreditkarte in sämtlichen Shops oder Restaurants problemlos zu bezahlen. Aber auch Bargeld ist von Nöten. Mit besagter Karte kann man zwar an jedem Geldautomaten Peso abheben, hierbei gibt es aber ein paar unangenehme Stolpersteine. Zum einen ist die Abhebung auf 2.000 Peso pro Tag limitiert, zum anderen sind die Vorräume vieler Banken nicht gerade vertrauenserweckend. Das liegt daran das selbige häufig von vielen Obdachlosen als Schlafplatz (auch tagsüber) genutzt werden. Ich will niemandem unterstellen das jeder Obdachlose in Buenos Aires auch ein potentieller Räuber ist, aber wohl würde ich mich dabei trotzdem nicht fühlen. Außerdem ist es einem Freund schon passiert, das er Falschgeld aus dem Automaten bekommen hat.
Eine weitere Option bietet der Tausch von Bargeld (Euro, US-Dollar, Real) bei den "fliegenden Händlern" auf der Haupteinkaufsmeile "Florida". Was sich im ersten Moment vielleicht unseriös und abschreckend anhört ist aber in der Tat ein sehr unkomplizierter Vorgang. Man sollte nicht den erstbesten nehmen sondern die Straße ruhig ein bis zweimal ablaufen. Dann sucht man sich denjenigen aus, der einem am sympathischsten ist. Wir hatten uns für einen sehr gepflegt aussehenden jungen Mann entschieden, der vor einer Shopping-Mall stand und (wie alle anderen auch immer wieder sein typisches "Cambio, Cambio, Cambio, Change, Change, Change") uns in sein Büro in einer kleinen Boutique innerhalb der Mall geleitete. Dort tauschten wir zu einem sehr guten Wechselkurs ( 1 Euro zu 16,5 Peso). Zu ihm sind wir auch jedes mal gegangen um zu wechseln und hatten nie Probleme.

Mit frischem Baren in der Tasche wollten wir nun zum Plaza de Mayo. Einem großen zentralen Platz um uns die Kathedrale (Catedral Metropolitana Santísima Trinidad de Buenos Aires) und die Casa Rosada ("Rosa Haus", Sitz des amtierenden Präsidenten Argentiniens) anzusehen.
Die Kathedrale wirkt von außen eher unscheinbar. Fast gar nicht wie eine Kirche und ist im Vergleich zu anderen bekannten Gotteshäusern auch recht klein ausgefallen. Sie war jedoch der Sitz des Erzbischofs Jorge Mario Bergoglio, seit dem 13.03.2013 den meisten wohl besser bekannt als Papst Franziskus.
Die Casa Rosada ist wie bereits erwähnt der Sitz des argentinischen Präsidenten und wird zu represäntativen Zwecken genutzt. Wenn unter der großen Flagge Argeniniens noch zusatzlich eine kleine Flagge direkt darunter aufgezogen wird, bedeutet dies das der Präsident in seinem Amtssitz anwesend ist. Wie man auf dem Bild unschwer erkennen kann, ist die gerade nicht der Fall. Unverswchämtheit. Da kommt man extra aus Deutschland vorbei und dann weiß er es nicht mal zu würdigen. Schämen sie sich, Herr Mauricio Macri!

Nach soviel Kultur dürstete es nach einem Quilmes und einer Möglichkeit das Spiel von Borussia in Sinsheim zu verfolgen. Wenn auch nur per Liveticker. Das argentinische Fernsehen zeigt zwar 3 Bundesligaspiele pro Wochenende im Free-TV (2 Samstagspiele und 1 Sonntagspiel), unser Kick gegen Plastikhausen war allerdings nicht dabei. Also blieb nur der Kicker-Liveticker. Zugang zum Internet über WiFi bekommt man eigentlich problemlos in jeder Bar oder jedem Restaurant. Einfach nett fragen dann ist man schon so gut wie drin. Ausserdem gibt es kostenlos WLAN in allen U-Bahn-Stationen. So spart man sich teure Nutzung von mobilen Daten. Kurz und gut: das Quilmes wusste mal wieder zu überzeugen, das Ergebnis von Borussia nicht. 5:3 hieß es am Ende für die geballte Tradition aus dem Kraichgau. Nun ja, es gibt schönere Starts in einen Samstag.

Deshalb hakten wir das Thema auch schnell ab und fuhren vom Obelisken aus mit dem Bus (Collectivo) raus nach Avellaneda zum Stadion von Independiente, dem Estadio Libertadores de America(auch Doble Visera genannt). Die Lage des Grounds ist schon bemerkenswert, liegt es doch lediglich 250 entfernt vom Stadion des großen Rivalen Racing. Nirgendwo auf der Welt stehen zwei Stadien von dieser Größe so nah beieinander wie hier. Ziemlich beeindruckend.

Independiente (von den Fans "Diablos Rojas" genannt) ist national der dritterfolgreichste Verein Argentiniens nach River Plate und Boca Juniors mit 14 Meistertiteln und der erfolgreichste Club der Copa Libertadores, der südamreikanischen Championsleague. Diesen Titel konnte man insgesamt 7 mal erringen, davon in den 70er Jahren gleich viermal in Folge und zuletzt im Jahre 1984. Das es in den Jahren 1972 bis 1975 gleich viermal zum Titel gerreicht hat ist aber auch der Tatsache geschuldet, das damals der Titelverteidiger erst im Halbfinale ins Turnier einstieg.
Heute blieb es vor gut 28.000 Zuschauern allerdings auf übersichtlichem Niveau. Einen Sieger hatte dieses Spiel gegen Rafaela auch wirklich nicht verdient.




Ausklingen lassen wollten wir den Abend dann mit einem genmeinsamen Abendessen in Form von Pizza. Die Argentinier sind allen ernstes vollkommen davon überzeugt, die beste Pizza der Welt zu machen. In der Nähe der Obelisken steuerten wir auf das (auf Empfehlung) mutmaßlich beste Haus am Platze, dem "Güerrin", zu. Wenn man danach geht wie gut oder schlecht ein Laden besucht ist um auf die Qualität Rückschlüsse zu ziehen, dann musste es hier in der Tat die beste Pizza des Universums geben. Ein derart volles Restaurant habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Im Eingangsbereich stapelten sich die Leute quasi und warteten auf ihre Pizza zum mitnehmen. In dem Rest der Lokalität die sich über 2 1/2 Etagen erstreckt, sah es nicht besser aus. Wir hatten wirklich glück beinahe sofort einen Tisch zu bekommen. Nach uns standen die Menschen Schlange und warteten darauf, einen Platz zu ergattern.
Was die Pizza selbst angeht, so kann ich vorweg nehmen sie ist keinesfalls die beste der Welt. Sie war geschmacklich in ordnung aber die Argentinier stehen offensichtlich auf Pizzen mit reichlich Käse. Viel Käse. Sehr viel Käse. Also übertriebene Mengen von Käse. Die Pizza bestand quasi nur aus Käse, etwas Belag darunter und dem Teig der nicht mal halb so dick war wie die Schicht Käse. Selbst wenn man so wie ich dieses Molkereiprodukt sehr zu schätzen weiß, so ist man bei dem Genuss dieser Pizza nach 2 Stücken laktoseintolerant. Und das ist keine Untertreibung. Nach dem Abend hatte ich erstmal genug von Pizza für die nächsten 2 Wochen.


16.04.17: Quilmes A.C. vs Colon de Santa Fe 0:1

Am Sonntag stand ein Ausflug in den als Touristenmagneten bekannten Stadteil "La Boca" mit seinen bunten Häusern an. Mitten in diesem Stadteil ragt das Stadion der Boca Juniors, die legendäre "La Bombonera" auf. Trotz der frühen Tageszeit war schon einuges los hier da Boca an diesem Tag auch sein Heimspiel gegen Patronato bestritt. Sicher wäre es schön gewesen, in diesem Stadion ein Spiel zu sehen aber an eine Karte zu kommen war selbst gegen diesen eher unattraktiven Gegner ziemlich aussichtslos. Ein befreundetes deutsches Päärschen hatte für diese Partie über eine Agentur im Internet Karten für diese Spiel gekauft inklusive Transfer und Begleitung durch einen Guide während des Spiels. Also so eine Art "betreutes Fußball gucken". Da kann jeder seine eigene Meinung zu haben, aber mir perönlich widerstrebt es den Machenschaften solcher Agenturen oder Plattformen wie Viagogo den nötigen Nährboden zu liefern und für Wucherpreise (in diesem konkreten Fall 200 Euro pro Person) zu zahlen für ein Fußballspiel. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Also gab es einen kleinen Streifzug durch die bunten Häusergassen von La Boca und als sportliches Alternativprogramm das Heimspiel von Quilmes gegen Colon de Santa Fe. Vor der Fahrt nach Quilmes kehrten wir aber noch mal in ein Restaurant ein wo wir uns einen Grillteller teilten. Von Steak über Hähnchen war eigentlich alles dabei was dazu gehört. Allerdings auch gegrillte Rinderhoden. Ich hab sie auch probiert. Wer sich jetzt fragt wie das schmeckt dem sei gesagt: sie schmecken scheiße!






Die Stadt Quilmes liegt etwas ausserhalb von Buenos Aires was eine Fahrt von ca 1 Std mit dem Linienbus bedeutete. Das die Stadt so heißt wie das Bier ist natürlich kein Zufall, denn es wird eben dort gebraut und war auch lange Hauptsponsor des Clubs. Die Fans nennen sich auch selbst "Cerveceros" und sind durchaus stolz auf das Produkt ihrer Stadt. Das Estadio Centenario wurde erst im Jahre 1995 erbaut und fasst 33.000 Zuschauer. Lange hatte der Verein keine eigene Spielstätte. Der größte Erfolg des Clubs liegt schon einige Jahre zurück. 1978 konnte man die Meisterschaft gewinnen und man hatte damals mit Omar "Indio" Gomez den wohl besten Spieler der Clubgeschichte in seinen Reihen. Ihm zu Ehren hat sich die Barra Brava von Quilmes auch "Indios Kilmes" (nein das "K" ist kein Rechtschreibfehler) benannt. Vom Glanz vergangener Tage ist man heute leider weit weg. Man dümpelt am Tabellenende herum und kommt beim Spiel gegen Colon de Santa Fe (das Trotz der Freundschaft beider Fanlager auch heute ohne Gästefans stattfinden muss) zu keiner einzigen nennenswerten Torchance. Am Ende heißt es 0:1. Die Stimmung auf der Heimseite wusste allerdings zu gefallen. Was auch zu gefallen wusste, war das Baguette mit frischem Fleich vom Grill auf dem Weg zum Stadion. Sogar die Polizei hat sich dort mit Essen versorgt. Immer ein gutes Zeichen wenn selbst die dort einkaufen. Wer übrigens mehr über den Quilmes A.C. erfahren möchte, dem lege ich die ca 30 minütige Dokumentation "Die Bierbrauer von Quilmes" (bei Youtube) ans Herz.






17.04.17: Ausflug zum Tigre-Delta


Am Ostermontag standen wir vor der Entscheidung unsn die Zeit in der Stadt zu vertreiben und abends zum Spiel von Temperley vs Rosario Central zu fahren oder einen fußballfreien Tag in der Natur zu verbringen. Wir entschieden uns für die zweite Option und machten uns zu fünft auf mit dem Zug entlang des Rio de la Plata zum Tigre-Delta um dort eine Bootstour zu unternehmen.
Der Fluß Paraná bildet hier ein Delta mit vielen kleinen Flüssen, Bächen und Kanälen. Ein tolles Naturschauspiel das mehr als sehenswert ist. An den Ufern der vielen Wassertstraßen wohnen auch tatsächlich Menschen. Diese werden über ein Versorgungsschiff das mehrmals die Woche verkehrt  mit Lebensmitteln und Getränken beliefert. Also ein schwimmender Supermarkt sozusagen. Am Hafen gibt es mehrere Optionen eine Tour durch das Delta zu chartern. Es gibt ca 1 stündige Standardtouren zu einem sehr fairen Preis, aber auch individuelle Touren die zwar etwas teurer sind aber dafür hat man das Boot (natürlich mit Fahrer) für sich alleine. Wir einigten uns auf letzteres und waren ca 2 Std unterwegs. Das war einerseits sehr entspannend weil man aus der Hektik der Großstadt einmal raus war und die Ruhe genießen konnte, zum anderen hatte das natürlich auch landschaftlich einiges zu bieten. Jedem der mal in Buenos Aires ist, dem kann ich diesen Trip ins Tigre-Delta nur wärmstens empfehlen.





18.04.17: Lanús vs FC Zulia 5:0 (Copa Libertadores)

Am heutigen Tag standen zwei Begegnungen mit Borussias Geschichte auf dem Terminplan. Der Vormittag stand im Zeichen der Stadionführung durch die legendäre "La Bombonera" (offiziell Estadio Alberto Jacinto Armando). Da mir der Besuch des Spiels gegen Patronato keine 200 Euro wert war, bietet die Tour durchs Vereinsmuseum mit anschließender Stadionführung für umgerechnet 12 Euro eine gute Alternative. Und im Museum liegt er dann auch gut sichtbar in der Vitrine: der Borussia-Wimpel vom Finale um den Weltpokal. Durch den Verzicht des FC Liverpool an der Teilnahme rückte die Borussia als zweitplatziertes Team (1:3 Finalniederlage Europapokal der Landesmeister 1977) nach und spielte 1978 das Finale des Weltpokals gegen die Boca Juniors. Im Hinspiel gelang der Borussia am 21. März 1978 auswärts ein 2:2 (Torschützen Wilfried Hannes und Rainer Bonhof), im Rückspiel unterlag man jedoch am 01. August 1978 im Karlsruher Wildparkstadion mit 0:3. Trotz allem ein sehr erhabener Moment der einen stolz macht wenn man 13.000 Kilometer von zuhause entfernt etwas so vertrautes sieht.
Auch der Rundgang durch das Stadion weiß durchaus zu gefallen. Der Ground ist nunmal sehr beeindruckend und nicht umsonst eines der bekanntesten Stadien der Welt.




Nach der Bombonera ist vor dem nächsten Spiel. Also ging es raus aus La Boca und mit dem Zug Richtung Lanús. Von Marcelo wussten wir das Tickets für das Spiel am Stadion zu kaufen waren. Und an einem total unscheinbaren Anhänger der am Straßenrand stand und in den vier kleine Luken eingebaut waren, wurden wir fündig. Da noch Zeit genug bis zum Spiel war vertrieben wir uns die Zeit bei ein paar Gläsern Quilmes im Vereinsheim von Lanús und konnten dort noch live das Ausscheiden der Bayern aus der Champions League gegen Real Madrid am TV verfolgen. Am Stadion trafen wir dann einen Schreiberkollegen von Marcelo, der uns fragte ob wir für ein kurzes Interview und ein Foto zur Verfügung stehen. Marcelo schreibt unter anderem wie eben sein Kollege auch für ein kleines Fußball-Magazin namens "Vermouth Deportivo" und wie wir gesagt bekamen, sollten wir in der nächsten Ausgabe mit dabei sein. Gesagt getan. Bei dem Interview kam dann als abschließende Frage ob wir denn traurig wären über das Aus der Bayern bei Real. Die Antwort darauf kam synchron aus 5 Mündern: "NÖ!" Das hatte ihn dann doch etwas überrascht das eine Hand voll Deutsche nicht für ein deutsches Team sind. Nur kurz danach wurde von "Vermouth Deportivo" noch eine kleine Twitter-Mitteilung zu unserem Besuch in Lanús rausgehauen.


Bei der Begegnung von C.A. Lanús mit dem venezolanischen Verein FC Zulia aus der Stadt Maracaibo stand dann die zweite Begegnung mit Borussias Geschichte an. Denn bei diesem Club lässt ein alter Bekannter seine Karriere ausklingen. Ich hätte nie gedacht das ich Juan Arango noch einmal spielen sehen darf. Aber heute abend war es soweit. Wir hätten gerne ein Foto mit ihm zusammen gemacht. Dies war leider nicht möglich da wir wegen dieverser Absperrungen und der Polizei nicht nah genug an ihn heran kamen. Als er aber zum Warmmachen das Spielfeld betrat, riefen wir ihm ein paar Worte zu. Sowas wie " Borussia" und ähnliches. Das hat er sehr wohl gehört und auch gesehen das ich ein Borussia-Shirt trug. Man konnte in seinem Geswicht ehrliche Freude darüber erkennen. Und das ist doch auch schon was wert.
Auf dem Feld war an diesem Abend allerdings kein Blumentopf für den Mann mit der Nummer 18 zu gewinnen. Obwohl er deutlich erkennbar der beste Mann seiner Truppe war und auch einen schönen Freistoß gefährlich aber dennoch neben das Tor trat, verlor sein Team auch in der Höhe verdient mit 5:0.  Trotzdem werde ich diesen Abend so schnell nicht vergessen. Es war mir eine Ehre, Juan!





Fortsetzung folgt.....

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